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Klapptische, Stehtische und Fetische

Was ist ein Fetisch? Ein Vetter vom Klapptisch? Der Schwippschwager vom Stehtisch oder ein Tisch, an dem eine Fee steht? Nein, etwas ganz anderes!

Sigmund Freud ist eines Morgens aufgewacht, nachdem er zuvor anscheinend die ganze Nacht mit Wiener Freunden durchgesoffen, einen Traum hatte, ihn deutete und auf diese Erklärung kam:

Ein kleiner Junge, nennen wir ihn den kleinen Freud (denn Fetische sind laut Freud in erster Linie Männersache) erkennt eines Tages, und zwar, als er zum ersten Mal seine Mutter nackt sieht, dass seine Mutter keinen Penis hat! “€žUpps” denkt sich laut Freud der kleine Freud, da ist meine Mutter wohl  (letzte Nacht in meinem Traum) kastriert worden! Der kleine Freud könnte auch denken “€žes gibt zwei Geschlechter, Mama ist anders als ich, denn ich bin ja ein Junge und sie ist eine Frau.” Aber nein, der kleine Freud denkt, “Mama ist kastriert worden!”

Wer das gewesen sein soll, darauf kann sich der kleine Freud auch keinen Reim machen. Sonst wäre er ja auch der kleine Sherlock Holmes und nicht der kleine Freud. Auch warum Mama nicht mehr blutet, wo sie doch sonst so oft blutet, denkt der kleine Freud nicht drüber nach. Dennoch, sie muss wohl kastriert worden sein. Denn sie hat ja keinen Schniedel, wo ich einen habe! Also denkt der kleine Freud, der ja bekanntlich, wie wir gesehen haben, nur von seiner Nase, bis zu seinem Ellbogen denken kann, “€žich kann auch kastriert werden! Ahhhhhhhhhhhhhhhhh! Was mache ich jetzt?” Ich brauche einen Ersatzgegenstand, der an die Stelle meines Penis tritt und ihn im (unwahrscheinlichen) Fall meiner Kastration ersetzen könnte. Der kleine Freud sieht panisch umher. “€žDie Nachtischlampe? Nee! Das Kopfkissen? Ach, nee! Der Regenschirm? Nee, zu sperrig!” Plötzlich kommt, fröhlich ein Liedchen pfeifend, Mamas roter Gummiregenmantel um die Ecke gebogen und bietet sich an. Ja, das isses! Fortan übernimmt also Mamas roter Gummiregenmantel die Funktion eines Fetisches für den kleinen Freud und beschert dem Jungen einen Penisersatz und eine recht anstrengende Pubertät, in der er selbst manchmal an (Selbst-) Kastration denkt! Übersteht der kleine Freud aber diese harte Phase, hat er einen Fetisch, der seine Sexualität tausendmal reicher macht, als all das 08/15-Gerammel all der anderen. Also los! Viel Spass, kleiner Freud!

Dass Freuds Fetischerklärung seinen Denkfehler vom Penisneid der Frau zur Basis hat, demontiert seine originelle These gehörig. Das was bleibt ist sicherlich eine frühkindliche Prägung durch den roten Gummiregenmantel, die ganz ähnlich abgelaufen sein könnte, wie die von Freud beschriebene (auch wenn diese arg absurd ist, so ist sie symbolisch sicherlich richtig), kombiniert mit einer gewissen genetischen Veranlagung, die in der frühkindlichen Erziehung und Entwicklung des Kindes noch mal gehörig individuell determiniert wird!

Denn es ist schon komisch, dass plötzlich, wo Frauen sich trotz oder jetzt gerade wegen Eva Herrmann von ihrer althergebrachten Frauenrolle verstärkt lösen, ein Fetisch nicht mehr unbedingt Männersache ist! Es mittlerweile viele Frauen mit Fetischen gibt und sich sogar ca. 23 Schuhgeschäfte in Berlin-Mitte allein darüber finanzieren und am Leben erhalten können.

Ich glaube dabei eher, ein Fetisch ist ein Ausdruck einer sich selbst sehr bewussten Sexualität, die dieser bereichert. In dem Maße wie Frauen ihre Sexualität also vermehrt durch sich selbst bestimmen und umsetzen, nehmen Fetische bei Frauen also natürlich auch dementsprechend zu.

Dennoch sind sie bei Frauen, wir sind ja vom Matriarchat (auch durch den Systemfehler Maggie Thatcher) noch recht weit weg, immer noch recht selten und treten (noch) verstärkt beim Mann auf.

Aber, das ist die Chance der Frau! Nehmen wir uns einen nicht ganz seltenen Fetisch als Beispiel: schwarze Lederhandschuhe! Für mich transportiert der Lederhandschuh die Frau von der Frau zur Göttin. OK, ich bevorzuge es, wenn die Frau ganz in Leder gekleidet ist, mich überfallen und ausgeschaltet hat. Aber spätestens bevor sie mich quält und demütigt, zieht sie ihre schwarzen Lederhandschuhe an. Das ist der Zuckerguss! Das Sahnehäubchen!

Ich liebe es, wenn ihre Hand in das weiche Nappaleder schlüpft. Wenn sich jeder einzelne Finger seine Hülle sucht und die langen Finger der Frau in ihre schwarzen Lederhäute hinein gleiten. Ich liebe es, wenn die Frau dann an dem Schaft des Lederhandschuhes zieht, damit die Fingerspitzen im Handschuh an ihre Grenzen stoßen können. Die Finger sich, selbstzufrieden, die Lederhülle erklommen zu haben, rekeln und die stolze Frau danach eine Faust macht und ihre Hand damit das Leder abschließend spannt und zeitgleich dadurch mein gesamter Körper Glied für Glied folgt.

Jetzt streichelt sie mich damit, ohrfeigt mich ab und zu, aber vor allen Dingen wird sie, dadurch, dass sie meinen Fetisch trägt, zu meiner Herrin und ich werde willenlos. Jetzt werde ich ihr hörig, kann meine Augen nicht von ihren Händen lassen und starre fast nur noch auf ihre Hände. Dominante Frauen, die mich mit und durch meinen Fetisch willenlos machen, können mich unterwerfen. Frauen, die es gegen (oder ohne) meinen Fetisch versuchen, können mich nie besitzen, da es ihnen nicht darum geht mich zu bezwingen, sondern nur despotisch zu herrschen und dass können sie dann theoretisch auch mit ihrem Stoffteddy oder mit Männern, die einen ähnlich ausgeprägten Willen wie ihr Stoffteddy haben, machen.

Ich habe auch schon oft gehört “€žDu liebst mich ja gar nicht, sondern nur die Lederhandschuhe.” Dass stimmt so nicht. Ich habe es versucht. Ich habe es wirklich versucht. Ich hatte eine dreimonatige Beziehung mit einem Paar schwarzer Lederhandschuhe! Es war die Hölle! Dauernd wollten sie herumgetragen werden. Nichts konnte man ihnen recht machen. Ständig dieser eine Satz: ”Rechts ist da, wo der Daumen links ist! Merk’ Dir das doch mal!” “€žNein, es regnet! Wir gehen nicht raus. Wir sind aus Leder.” Und so weiter und so fort! Kannst Du uns mal streicheln?! Nein, nicht da! Tiefer!

Nein, es ging nicht. Es war um einiges anstrengender, wie, wenn eine Frau sie trug.  Außerdem war es etwas ganz anderes. Ohne die Hände einer Frau wirkten sie leblos - stellten aber trotzdem, zum Teil höhere, Ansprüche. Ich beendete die Beziehung!

Durch eine Frau erwachen sie, die Lederhandschuhe und mein Fetisch aber zum Leben und wie gesagt die Frau transformiert zu jemand ANDERS. Das Tollste dabei ist, dass jede Frau dabei anders transformiert, während ich transpiriere. Man kann vorher nicht sagen, ob zur Königin, zur Herrscherin oder und das ist schon mehr als genug, einfach zu einer Frau, die schwarze Lederhandschuhe trägt. Wie stark die Wirkung ist, kann ich erst sagen, wenn die Finger am Ziel angelangt sind!

Die Frau erweckt dann die Lederhandschuhe zum Leben, aber auch die Lederhandschuhe geben der Frau eine andere Identität. Beide gehen eine wunderbare Symbiose ein und werden zu etwas wunderschönem Dritten: “Meiner Göttin”

Und nur meine Göttin darf mich beherrschen und mit mir machen, was ich will! Oh, ein Freudscher Versprecher! Da hatte Sigi wohl doch Recht! Es muss natürlich heißen: “€žUnd nur meine Göttin darf mich beherrschen und mit mir machen, was sie will”! : - )